Ich erinnere mich noch genau an das Gesicht des Hausmeisters. Ich hatte, mit klopfendem Herzen weil verboten, eine der dicken weißen Beeren von einem der Sträucher auf dem Schulhof gepflückt, mit einem Stampfer zum Knallen gebracht, und er hatte es gesehen. Zehn Pfennig Strafe sollte ich nun zahlen. Ich hatte aber keine zehn Pfennig, denn es war 1986, ich war acht Jahre alt, und mein erstes Taschengeld, fünf Mark im Monat, sollte ich erst Jahre später erhalten. Mir blieb also nichts als die doppelte Scham: für das Brechen des Verbots und das Nichtzahlenkönnen der Strafe. Diese Scham sitzt bis heute, sie ist noch immer ungebrochen wahr; das weiß ich, weil ich sie vor ein paar Tagen, also dreißig Jahre später, wiedergetroffen habe, bei einem Spaziergang, am selben Ort, unverändert und unverblasst. Es gibt Orte, Stimmen, Erinnerungen, die nichts anderes als Momentaufnahmen der Schuld und der Scham geworden sind und es bleiben werden, ein Leben lang, als Teil eines nie endenden Prozesses, der für immer stillsteht und doch gleichzeitig voranschreitet, rücksichtslos und unbarmherzig. Wenn ich ihnen …