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I ch wüsste gerne, wie es geht, das Schreiben. Ich glaube, das Wichtigste ist, nicht sofort los zu schreiben, sondern zu warten, auch, wenn es schwer fällt. Darauf, was der Gedanke, der dahinter steht, mit dir macht. Darauf, ob er überhaupt noch etwas anderes macht, außer Angst, Wut oder Traurigkeit. Darauf, dass er dir seine Sprache gibt.
„D ie Busse kommen hier nicht mehr durch“, schreibt meine Freundin, die schon am Staatstheater steht, als ich noch ungeduldig auf meinen Bus warte. Kurze Zeit später dann ihr Video: Hunderte Frauen, Männer, Kinder, Jung und Alt, versammelt auf dem Gutenbergplatz, singen aus vollem Herzen „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten. Sogar ein Hund bellt mit, man hört wohlwollendes Lachen, und tatsächlich: Im Hintergrund sieht man ihn, auf der Lu, ein Bus, blockiert von der friedlich und eindrucksvoll singenden Menge. Ein Flashmob gegen Rassismus, für eine bunte Welt, mitten aus dem Volk. Das ist mein Deutschland, da will ich hin, und wenn mein Bus nicht irgendwo steckenbleibt, schaffe ich es auch rechtzeitig zur im Anschluss angekündigten Demo, von der noch keiner so richtig weiß, wie sie verlaufen wird, aber das ist mir ausnahmsweise egal.